15. Februar 2008

6.Tag: 7.August 2007: Martin-Busch-Hütte - Unser Frau im Schnals

Nach einer dank der knarrenden Betten und Böden ziemlich kurzen Nacht, krabbelten wir gegen 6 Uhr aus der Kiste. Auch beim Frühstück gings etwas drunter und drüber bei der Menge Leute.Wie bereits erwähnt, kamen wir dann in den einmaligen Genuss eines Luxusfrühstückes, das mehr kostete als das Abendessen am Vortag.Doch um sich darüber aufzuregen war keine Zeit, denn aufziehende Schleierwolken kündigten bereits den angesagten Wetterumschwung an und der Hüttenwirt gab uns noch 4 bis 5 Stunden.Keine wirklich positiven Aussichten in Anbetracht dessen, dass der höchste Punkt der gesamten Tour, der Übergang nach Südtirol bei der Similaunhütte (3019m) noch zu meistern war. Trotzdem stapften wir los. Zunächst führt der Weg über karge Bergweiden, auf denen Hunderte von Schafe alljährlich den Bergsommer verbringen. Sie werden von Südtirol über den Pass und die Gletscher auf diese Weiden getrieben. Damit die Besitzer ihre Tiere in der Herde wiederfinden, werden die Schafe auf dem Rücken mit bunten Punkten gekennzeichnet. Mitten in der ziemlich öden Landschaft sorgen diese bunten Farbtupfer für etwas Abwechslung.Allmählich wurde der Weg steiler und die ersten Ausläufer des Marzellferners kamen in Sicht. Nach etwa zwei Stunden erreichten wir den Abzweig in Richtung Ötzi-Fundstelle.Allerdings weißt eine handschriftliche Notiz auf dem Wegzeiger bereits darauf hin, dass der Weg sehr schlecht gekennzeichnet ist.Man sollte also wirklich überlegen, ob man nicht lieber weitergeht zu Similaunhütte und von dort den begangeneren Weg zur Fundstelle nimmt.Für uns stellte sich diese Frage in Anbetracht des drohenden Wetterumschwungs erst gar nicht. Vorbei an großen Steinen führt der Weg in weitem Bogen am Berg entlang, so dass man erst kurz vor der Similaunhütte ein relativ kurzes Stück über den Ferner gehen muß. Wer wirklich einmal von der Gletscherzunge bis fast zur Similaunhütte übers Eis möchte, kann schon wenige hundert Meter nach der Martin-Busch-Hütte einen Alternativweg einschlagen, der im Gegensatz zum Hauptweg anfänglich in der Talsohle verläuft.Die vierbeinigen Sommergäste bevorzugen eindeutig diese Route.Auf dem Eis gilt dann unter den Wolltieren eiserne Funkdisziplin:Das Leitschaf macht "mäh" und läuft erst weiter wenn das letzte Schaf geantwortet hat. Diese Beobachtung fand ich ziemlich beeidruckend.Also von wegen "blödes Schaf". Bei Paps und mir klappte diese Art von Kommunikation leider auch nach mehreren Tagen unterwegs nicht wirklich, so dass ich nach jedem Foto einen größeren Gang einlegen mußte, um ihn wieder einzuholen. NAch weiteren 40 Minuten standen wir vor der Similaunhütte, dem mit 3019 m höchsten Punkt der Tour. Sie ist ziemlich frisch renoviert und hätten wir nicht den drohenden Wetterumschwung im Nacken gehabt,wären wir noch eine Nacht hier in luftiger Höhe geblieben. Besonders beeindruckend ist der Blick hinauf zum schneebedeckten Similaun, wo sich fast immer einige Bergsteigergruppen tummeln, aber auch der Tiefblick von der Terrasse hinunter auf den strahlend blauen Stausee Obervernagt hat etwas für sich. In Anbetracht der Wetterlage machten wir uns allerdings bereits nach etwa 45 Minuten wieder auf den Weg. Es geht zunächst ziemlich steil über Fels abwärts, so daß wir mal wieder froh waren,unsere Wanderstöcke dabei zu haben. Nach etwa 50 Minuten geht wird der Weg flacher und führt über Almwiesen. An dieser Stelle kam uns eine ganze Schulklasse entgegen und wirklich jeder der Jugendliche grüßte trotz Schweißströmen auf der Stirn mit einem freundlichen "bon giorno".Müßte man , glaub ich in Deutschland ganz schön weit laufen, um eine Gruppe so freundlicher Teenager zu finden, die freiwillig wandern gehn. Ist halt einfach eine ganz andere Mentalität.

Aber zum lange darüber Nachdenken war keine Zeit, denn der Wetterumschwung machte sich bereits durch aufziehenden Nebel und erste Regentropfen bemerkbar. Sogar die Ziegen, die am Wege grasten, hatten die Lage schon erkannt und machten sich mit wilden Sprüngen auf in Richtung der erste Häuser von Vernagt. Wir wären gern auch so geländegängig gewesen,denn der Weg zog sich in die Länge und außerdem machte der lange Abstieg in den Knien bemerkbar.Da konnte uns nicht mal mehr eine sehr schöne Jausenstation am Weg aufhalten.Nichts wie hinunter zur Kirche von Obervernagt und raus aus den Schuhen.Mit Turnschuhen an den Füßen und einem Vesperbrot in der Hand ließ es sich auf der Bank hinter dem Kapellchen dann schon eher aushalten und gegenüber den 0815-Luftschnappern etwas prahlen.Unerwartet pünktlich kam allerdings der Bahnbus , so daß wir binnen weniger Minuten entscheiden mußten, wie es weitergehen sollte.Aus finanziellen Gründen entschieden wir uns, einen weiteren Tag im Schnalstal zu bleiben und dann erst nach Meran zu fahren. Darum war für uns die Fahrt im gut gefüllten Bus bereits nach wenigen Minuten in Unser Frau zuende.Nun standen wir jedoch vor dem Problem eine Unterkunft zu finden, was sich als eine größere Schwierigkeit entpuppte als zunächst erwartet.Im einsetzenden Regen liefen wir einmal durch den kompletten Ort ohne irgendwo etwas Ansprechendes zu sehen.Wenigstens konnten wir am Geldautomat in der Nähe von der Schule unsere Portemonaies wieder etwas füttern, doch davon bekommt man auch kein Dach über den Kopf. Selbst das Befragen von Einheimischen, die gerade des Weges kamen, hatte nur mäßigen Erfolg, da alle uns ins 3-Sterne-Hotel schickten. Ein älterer Schnalser gab und dann in einem Nebensatz den Tipp, es mal an der Gaststätte am Sportplatz zuversuchen.Nach dem wir den nächsten Regenguss in einem Carport überdauert hatten,machten wir uns auf dem gewiesenen Weg.Der Sportplatz mit dem Gasthof Texel liegt ungefähr 1 km außerhalb von Unser Frau und tatsächlich konnten wir noch ein Doppelzimmer ergattern. Gemütlich ist zwar etwas anderes, aber die Zimmer sind einfach und sauber und die Verpflegung wirklich göttlich.Italienisches 4-Gänge-Essen;-) !!!! Nach einer erfrischenden Dusche und mit frischen Klamotten konnte uns sogar das Geschrei vom Zeltlager nebenan nicht mehr aus der Ruhe bringen und wir ließen den Tag allmählich ausklingen.

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