30. Januar 2008

4.Tag: 5.August 2007: Galflunhütte - Braunschweiger Hütte

"Komm, ja, komm !" Ich stand quasi fast senkrecht im Bett.Mit wem hatte es der Papi denn? Im Zwielicht des frühen Sonntagmorgens war so gut wie nichts zuerkennen, außer dass er vor dem Bett Stand und auf irgedwas oder irgendwen einredete.Dann ein kräftiges Hupf und ein Miau.Der Almkater der Galflunhütte hatte sich anscheinend, von uns völlig unbemerkt, bei uns einquartiert. Also unbedingt Türen und Fenster schließen, bevor man aus dem Zimmer geht, sonst kommt es zu solch witzigen Begebenheiten.Immerhin hatte ich auf diese Weise das Bett etwas früher verlassen als geplant und kam in den Genuss, das Wechselspiel zwischen Sonne und Nebel über dem unter uns liegenden Pitztal beobachten und in aller Ruhe fotografieren zu können. Die meiner Meinung nach schönsten Bilder der Tour. Wie nach dem leckeren Abendessen am Vortag nicht anders zu erwarten, war auch das Frühstück einsame Spitze. Kostenlos dazu bekamen wir noch einige Tipps, wie wir den Weg hinunter nach Wenns etwas verkürzen können. Dann mußten wir aber los, denn der Bus zum Aufstieg zur Braunschweiger Hütte bei Mittelberg fährt sonntags in Wenns um 11.15 Uhr ab. Der nächste geht dann erst sehr viel später, also mußten wir uns etwas ran halten, da etwa 2 Stunden Abstieg noch zu bewältigen waren. Zu meinem Leidwesen waren wir zu 95 % auf einem von Autos und Mountain Bikern ziemlich frequentierten Forstweg unterwegs, der nach eineinhalb Stunden in eine Asphaltstraße überging.In Turnschuhen war aber auch das machbar und so standen wir zehn Minuten vor der Abfahrtszeit an der Bushaltestelle in Wenns. Um uns herum viel bekannte Gesichter. Papi nutzte die verbleibende Zeit für ein kleines Sonnenbad. Ich konnt mir nicht verkneifen, dieses sehr entspannte Bild von ihm für die Nachwelt zu konservieren.Der fast pünktliche Linienbus brachte uns dann zu einem sehr guten Preis nach Mittelberg am Talschluß des Pitztales auf 1736m. Nach einer guten Stunde Fahrt waren wir fortan wieder auf unsere Füße gestellt. Doch halb so schlimm, denn nach etwa 30 Minuten erreichen wir die Talstation der Materialseilbahn zur Braunschweiger Hütte, wo wir nach kurzer Mittagspause den Großteil unseres Gepäcks abgeben und auf die Reise ans Etappenziel schicken konnten. Im Normalfall kostet dieser Service 4€ pro Rucksack, wir hatten allerdings das Glück, daß zur gleichen Zeit eine Klettergruppe ihr Material verlud und so unsere Sachen kostenlos mitkamen.Nur mit dem Nötigsten ausgerüstet, gingen wir den Aufstieg von etwa 1000 Hm zur Hütte an. Zunächst führt der Weg ziemlich eben auf den riesigen Wasserfall zu, der von den Fernern herunterdonnert. Bereits in einer Distanz von mehreren hundert Metern spürt man die Gischt im Gesicht.Pech für alle Brillenträger!Dann steigt der Weg plötzlich stark an und auf den teilweise etwas glitschigen Steinen muß man ab und zu schon mal sowohl Füße wie auch Hände benutzen. Zu unserer Freude befanden sich unter den ebenfalls aufsteigenden Bergwanderern einige Schwaben aus unserer Heimatregion.So kam einem der teilweis recht steil Aufstieg nur noch halb so schlimm vor. Nach etwas mehr als einer Stunde kam die erste Gletscherzunge in Sicht.Wieder so ein ganz besonderer Moment, der allerdings dadurch überschattet wurde, daß zeitgleich zusehen war, welche Ausmaße die Erschließung neuer Skigebiete annimmt:Statt auf dem bislang schmalen Bergpfad, standen wir plötzlich auf einem breiten Schotterweg, der Grundlage für eine neue Talabfahrt ist.Nicht weit entfernt war ein Fuhrpark von riesigen Baumaschinen abgestellt und weiter oben im Hang nagte ein riesiger Bagger Kubikmeter um Kubikmeter unberührte Natur ab.Wir fahren auch Ski, aber da fragten wir uns schon , ob das wirklich notwendig ist. Durch die Steinwüste ging es beständig steil weiter. Kein Baum , kein Strauch.Nichts. Nach ca. 3 Stunden und zahlreichen Stopps, um die Gletscherwelt ringsum zu betrachten, kam endlich die Braunschweiger Hütte in Sicht.Ein sehr imposantes Gebäude aus der Zeit um die vorletzte Jahrhundertwende, auf Felsen gelegen und von den Gletschern des Skigebietes Sölden eingerahmt. Nach weiteren 45 Minuten hatten wir dann auch diese Etappe geschafft und hielten auch unsere Rucksäcke wieder in den Hände.Auch hier: Wieder alles glatt gegangen. Mit dem Quartier hatten wir erneut Glück.Wir ergatterten wieder ein 4-Mann-Zimmer zu zweit mit herrlichem Blick auf die Gletscher. Ein leckerer Fleischkäs mit Kartoffeln und Salat auf der Terrasse rundete diesen etwas gemütlicheren Tourentag ab, nachdem ich mich über einige Tussis im Waschraum etwas aufgeregt hatte und bei der Vergabe der Zimmer auch leicht ins Fettnäpfchen getreten war.Tja, man sollte halt nicht einfach einen Schlüssel nehmen.Papa renkte das aber wieder einigermaßen ein, nur der Hüttenwirt schaute mich die ganze Zeit etwas komisch an. Hhhhmmm, naja. Beim Gespräch in der Wirtsstube stellte sich heraus, daß wir unsere Route für den nächsten Tag etwas abändern mußten, da das Pitztaler Jöchl wegen Steinschlaggefahr gesperrt war.Da wir nicht genau wußten wie und was ließen wir das aber einfach mal auf uns zu kommen und kuschelten uns für unsere Verhältnisse schon etwas später in die leicht durchgelegenen Betten. Wichtig in der Braunschweiger Hütte: Den Überblick bewahren und sich den Weg zum Zimmer und zur Toilette gut einprägen.Die Hütte ist nämlich ziemlich groß und sehr verwinkelt gebaut.

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