30. Januar 2008

5. Tag: 6.August 2007: Braunschweiger Hütte - Martin-Busch-Hütte

Für diese vorletzte und ziemlich lange Etappe unserer Wanderung über die Alpen hatten wir noch einmal wirkliches Kaiserwetter. Bereits kurz vor halb acht stapften wir mit vielen Bergkamerden von der Hütte weg in Richtung Rettenbachferner.Die Alternative zum Weg übers Pitztaler Jöchl war zwar nicht wirklich der Brüller, aber immerhin stellten wir schon etwas mehr als eine Stunde später unseren persönlichen Höhenrekord auf, als wir auf dem Rettenbachjoch bei der Schwarzen Schneidbahn in 2990m standen.Allesamt waren wir uns einig, daß das Skigebiet Sölden im Sommer kein wirklich schöner Anblick ist und machten uns deshalb nach einigem hin und her, da nirgends eine Wegmarkierung zu finden war, schlitternd und rutschend auf den Abstieg zum großen Parkplatz. Hier trennen sich die Wege der klassischen E5-Wanderer und der Wanderer, die die neuere Route Richtung Meran benutzen, auf der auch wir unterwegs waren. Während die E5- Wanderer in Richtung der Ortschaft Wald weitergingen, brachte uns nach kurzer Wartezeit der Shuttlebus unentgeltlich durch den Rosi-Mittermaier-Tunnel zum Tiefenbachferner. Auch hier überall Skilifte und riesige Parkplätze, so daß es nicht schwer fiel , sich vorzustellen, daß hier bis vor wenigen Jahren ganzjährig der Bär tobte.

Der Höhenweg nach Vent, dem wir von hier aus folgten, beginnt am Ende des Parkplatzes und führt einen schnell weg von den Skigebieten.In stetem leichten Auf und Ab geht es am Berg entlang.Ab und zu muß mal ein Bach überquert werden und auf etwa halber Strecke lädt ein kleiner Bergsee die ganz Mutigen zum Baden ein. Besonders gefallen haben mir die vielen Schafe, die in kleinen Gruppen auf den Wiesen am Weg unterwegs waren. Ein dringender Appell an alle Bleichgesichter: Bitte gut eincremen und einen Hut auf, denn auf der ganzen Strecke nach Vent gibts kaum ein schattiges Plätzchen und natürlich viel trinken. Wir führten auf dem Weg einen Gespräch auf Etappen mit einem "Sduagatter" Ehepaar, so dass die guten vier Stunden bis Vent recht unterhaltsam waren und ich , als Dankeschön fürs Wasser holen, ein paar Tüten Brausepulver geschenkt bekam. Der moderne Stadtmensch braucht so was.....wir nicht, somit existieren die Tütchen immer noch. Leider erlitten wir auf dieser Etappe auch unseren einzigen materiellen Verlust: Papa hat sein Rückenpolster, das bei seinem Rucksack abnehmbar und als Sitzkissen nutzbar war,eine gute Stunde vor Vent am Berg vergessen,als wir eine kurze Rast gemacht haben.Falls es noch jemand finden sollte, was ich aber nicht glaube, würden wir uns sehr darüber freuen, es zurück zuerhalten.
In Vent angekommen, hätte es eigentlich für den Tag gereicht.Es war bereits 16.30 Uhr und die Martin-Busch -Hütte noch über 2 Stunden entfernt. Auf Nachfrage im großen Hotel an der Hauptstraße, (Namen hab ich leider vergessen,aber Vent besteht sowieso nur aus ein paar Häusern,keine Einkaufmöglichkeit),stellte sich zudem noch heraus, dass ein Rucksacktransport zur Hütte an diesem Tag nicht mehr möglich war. Also auch noch unser Bündel schleppen. Um es kurz zu machen: Dieser letzte Etappenabschnitt prägte sich sehr ein und mehr als einmal habe ich mich auf dieser Schotterpiste, die ins Endlose zu führen scheint, gefragt, warum sich ein Mensch so was antut. Der absoluten Entkräftung fiel schließlich auch unsere sorgsam gehütete Tafel Schoki zum Opfer. Unser größtes Problem und Hauptursache für irgendwelche verrückten Ideen, wie einfach an Ort und stelle hinliegen und schlafen, war wiederum der Mangel an Wasser.Unbedingt also nochmal die Flaschen in Vent vollmachen, auch wenn das gegen Ende des Tages nochmal zusätzlicher Ballast ist.
Irgendwie haben wir die Martin-Busch-Hütte dann doch erreicht.Da sich allerdings mittlerweile wohl herumgesprochen hatte, dass eine Wetteränderung im Anmarsch war, wollten so viele Tourengänger wie möglich noch möglichst weit nach Süden, um mit nur noch einer weiteren Tagesetappe nach Südtirol zu kommen.Die Hütte war somit rappelvoll und die Zustände chaotisch.Rucksäcke türmten sich im Flur und auch in der Wirtsstube war quasi Gruppenkuscheln angesagt. Wie durch ein Wunder konnte ich noch eine Duschmarke erheischen und im Keller, neben kampferprobten Mountain-Bikes den Schweiß des Tages los werden. Von der Terrasse aus ist es zudem möglich ,Kontakt mit der übrigen Welt aufzunehmen. Insgesamt muß ich allerdings sagen, ist die Martin-Busch-Hütte nicht gerade eine Zierde für die Sektion Berlin, die sie unterhält. Trotz Zufahrtsstraße scheint es wohl nicht möglich zu sein, dafür zu sorgen, dass die Fußböden und Betten nicht mehr knarzen und auch sonst das Gebäude zu modernisieren.Mein Urteil: Sehr schwach, im Vergleich zu dem, was andere Hütten mit ungünstigerer Lage bewerkstelligen.Außerdem sind auch die Preisvorstellungen teilweise etwas heftig und nicht ganz nachvollziehbar.Wo bitte kostet das Frühstück mehr als ein komplettes Abendessen?Also, wenn man nach dieser ziemlich langen Etappe wirklich ruhig schlafen will und das Wetter es zuläßt, dann lieber in Vent ein Privatquartier suchen(ist teilweise sogar günstiger als die Hütte) und lieber noch nen Tag dranhängen und nochmal auf der Similaunhütte übernachten.

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